Ich fang einfach
mal an:
Die Krankheitsgeschichte meiner
Mutter war die letzten 3 Jahre ein einziges auf und ab, so dass
ich mich schon seit langem frage, ob hier nicht irgendwann falsche
Entscheidungen getroffen wurden, richtige Entscheidungen unterblieben,
oder vielleicht einige Entscheidungen gar nicht erst getroffen wurden.
Durch diese Homepage, die ich immer aktuell erweitere, hoffe ich
Antworten zu erhalten, damit ich nicht weiterhin "für dumm" verkauft
werden kann und ich nicht den Mut verliere, daran zu glauben, dass
der KREBS meiner Mutter besiegt werden kann.
Im Dezember 1999 bemerkte meine Mutter 3 kleine Knoten in Ihrer
rechten Brust. Sie ging umgehend zum Frauenarzt, der sie gleich
weiter zur Mammografie schickte. Das Ergebnis (Brustkrebs und Lymphdrüsenkrebs)
erhielt meine Mutter bereits 2 Tage nach der Untersuchung telefonisch
durch Ihre Hausärztin, die ihr sofort an Herz legte, ja noch vor
den Weihnachtsfeiertagen ins Krankenhaus zu gehen.
Eine Woche vor Weihnachten wurde sie operiert, so konnte sie die
Feiertage Zuhause verbringen, doch sollte sie sich direkt nach den
Feiertagen wieder im Krankenhaus melden.
In der Zwischenzeit hatte man die Gewebeprobe untersucht und hatte
eine weitere, schlechte Nachricht für Sie: Sie müsse nochmals nachoperiert
werden, weil man nicht "groß genug" geschnitten hätte. Nach dieser
OP hatte meine Mutter keinen rechten Busen mehr (bei einer so hässlichen
Narbe kann nur ein "Anfänger" am Werk gewesen sein). Dies war ihr
alles aber nicht vor der OP erklärt worden.
Bei dieser OP wurde ihr auch zeitgleich ein Port über dem linken
Busen gelegt. Sie fragte, warum man das gemacht habe und bekam zur
Antwort: "Dann können wir Ihnen die Chemo einfacher geben, als wenn
es durch die Venen geschehen würde." Dass sie anschließend 6 große
(rote) Chemo`s (das sollen die allerschlimmsten sein) bekommen würde,
hatte man ihr natürlich auch nicht gesagt.
Diese Chemo`s wurden ihr im Abstand von 3 Wochen gegeben. Kaum war
sie entlassen, stellte sich Zuhause immer wiederkehrendes Fieber
ein, dass die Hausärztin mit Antibiotika bekämpfte. Hinzu bekam
sie massive Kreislaufprobleme, die darin gipfelten, dass sie eines
nachts, als sie ins Bad wollte, am Fußende ihres Bettes zusammenbrach.
Mein Vater rief sofort den Notarzt und man brachte sie ins Krankenhaus,
auf die Intensivstation.
Als ich sie nachmittags sehen konnte, war ich zutiefst erschüttert.
Man glaubt ja nicht, an wie vielen Geräten ein Mensch hängen kann
und was jetzt auf einmal alles kontrolliert werden musste. Obwohl
sie kaum bei sich war, war es ihr dennoch peinlich, dort mit kahlem
Kopf zu liegen und sie stülpte sich eine weiße Frotteemütze über.
Aber bereits eine Woche und täglichem Tropf (was immer der beinhaltete)
wurde sie entlassen. Der Körper selbst war noch tagelang nach dem
Sturz über die Bettkante mit Blutergüssen übersät.
Sie musste ein ihrem Krankenhaus angeschlossenes Krankenhaus anfahren
und bekam "30" Bestrahlungen, bevor es hieß "CT" - also Kontrolle,
wie die Chemos und Bestrahlungen gewirkt hatten. Da stand erst einmal
alles zum besten, d.h. man fand auch nichts in der Leber. Es wurde
draußen langsam wärmer und wenn sie im Haus war, nahm sie ihre Perücke
ab. Einmal hatte sie es sogar vergessen, sie bei einem Foto vorher
wieder aufzusetzen und das war ihr hinterher, als sie die Bilder
entwickelt sah, erst einmal peinlich! Der Port entzündete sich immer
wieder, aber man riet ihr, ihn nicht herauszunehmen - er solle ein
Jahr im Körper bleiben.
Irgendwann hörte sie auf diesen, ihren Körper, der dies als Fremdkörper
anscheinend immer wieder abstieß und ließ sich den Port entfernen,
was nun bedeutete, dass die weiteren Chemos über die Venen gegeben
werden mussten und die waren bei ihr schon sehr schlecht. Dadurch
wenn man ihr den Tropf anlegte, hatte sie immer wieder riesige blaue
Flecken, die sich nur sehr schlecht zurückbildeten.
Als auch diese 11 überstanden waren, kam aber wiederum die schlechte
Kunde, dass man 3 Karzinome in der Leber gefunden hätte. Der Chefarzt
der Klinik riet ihr, sich zu einer "Spezialbehandlung" in der Frankfurter
Universität untersuchen zu lassen. Er wusste genau, wozu er meiner
Mutter riet und hätte er ihr schonungslos die Wahrheit über seinen
Plan gesagt, wäre sie nie nach Frankfurt gefahren!
Ich konnte meinen Urlaub so legen, dass ich gemeinsam mit ihr (an
einem Sonntag!) einen Untersuchungstermin bekam. Man machte umfangreiche
Untersuchungen und zeigte uns die Röntgenbilder. Ihr Krebs wäre
durch deren Methode, einem operativen Eingriff, bei der sie nach
einem Tag wieder nach Hause kann, besiegt! Der OP-Termin könnte
bereits in der darauf folgenden Woche stattfinden, also fuhren wir
glücklich nach Hause. Wir hatten Prospektmaterial mitbekommen, dass
wir Zuhause erst einmal in Ruhe sichteten. Es sollten bei meiner
Mutter bei vollem Bewusstsein 3 oder 4 Nadeln durch die Hautdecke
direkt bis in die Karzinome in der Leber gesteckt werden. Das volle
Bewusstsein deshalb, weil der Arzt dieses auf dem Röntgenschirm
verfolgt und ihr mit Anweisungen, wie "jetzt atmen" und "jetzt nicht
mehr atmen" die Nadeln direkt in diese Karzinome führt.
Als sie aber in der Woche bis zum OP-Termin in Frankfurt alles mit
ihrer Krankenkasse klären wollte, kam die nächste schlechte Nachricht.
Die Kasse (in ihrem Fall die Knappschaft, Bochum - da mein Vater
Bergmann war), die erst telefonisch zugesagt hatte und deren Sachbearbeiterin
sich nun, als meine Mutter persönlich erschien, sich ratlos an die
Bochumer Zentrale wandte, könnte ihr letztendlich nur die Auskunft
geben, dass man dies noch prüfen müsse.
Wir fuhren ohne endgültigen Bescheid nach Frankfurt. Die Universitäts-Klinik
(zumindest den Bereich, den wir gesehen haben) war alt und unfreundlich.
Wir saßen in einem Flur mit Wartenischen und immer wieder wurden
schwerkranke, stöhnende Menschen an uns vorbeigefahren. Dann war
meine Mutter an der Reihe und als sie nach über 1 Std. wieder herausgefahren
wurde, trieb es mir die Tränen in die Augen. Sie hatte 3, ungefähr
30 cm lange Nadeln im Körperbereich der Leber. Rund um die Einstichstellen
war das Blut notdürftig weggewischt worden und über die Nadeln war
Plastikfolie gelegt worden. Das Oberbett war entsprechend nach unten
verschoben worden.
Man fuhr sie in einen anderen Raum, wo ihr die Karzinome "verkocht"
wurden (so ist der Fachausdruck wirklich)! Und dies alles bei vollem
Bewusstsein. Später meinte meine Mutter, dass sie dies nie wieder
über sich ergehen lassen würde. Sie hätte gemeint, sie würde bei
lebendigem Leib verbrannt werden! Als sie dort wieder herausgeschoben
wurde, war sie gar nicht richtig bei sich und wurde über endlos
langen Wegen zu einer Station gefahren, wo man ihr noch einen schmerzstillenden
Tropf und andere Infusionen anlegte. Dort müsse sie mehrere Stunden
liegen bleiben, bis alles durchgelaufen ist.
Ich nutzte die Zwischenzeit und versuchte in Frankfurt in Hotelzimmer
ausfindig zu machen, was ich besser vorher von Zuhause getan hätte,
denn es war Messezeit und ich hatte erst nach Stunden in einem nördlicher
gelegenen Vorort ein Zimmer gefunden. Als ich wieder eintraf, war
es bereits 22.00 h. Meine Mutter musste immer wieder "spucken" und
hatte bereits mehrere der bereitstehenden Papp-Spucknäpfe gebraucht.
Gegen 0.00 h war der letzte Tropf durchgelaufen und ich durfte sie
mitnehmen. Die Krankenschwester, die ab und zu nach den Patienten
sah, wartete darauf, dass auch der letzte Patient gehen konnte,
dann hatte auch sie "Feierabend".
Warum dies aber alles ambulant passieren musste und sie nicht in
der Klinik bleiben konnte, schoben wir irgendwie auf die Abrechnungs-Modalitäten
der Krankenkasse mit der Klinik. Bereits auf dem Rückweg zum Hotel
fror sie und wir mussten zu allem Überdruss auch noch auf einem
Parkplatz halten, da uns ein großes Unwetter heimsuchte. Als ich
mit ihr endlich das Hotelzimmer betrat, war es 2.30 h am Morgen.
Sie nahm noch die vorgeschriebenen Schmerztabletten und schlief
ein. Ich war froh, dass sie schnarchte (was sie sonst nie tat),
weil dies für mich nur gutes bedeutete. Hätte ich sie nicht gehört,
hätte sie ja auch vielleicht bewusstlos sein können und ich hätte
es nicht rechtzeitig gemerkt.
Am nächsten Morgen war bereits um 9.00 h die Nachuntersuchung angesetzt,
die aber anscheinend normal verlief und meine Mutter durfte nach
Hause.
Bereits auf dem Rückweg von Frankfurt bekam sie Fieber, so dass
ich mit ihr gerade noch zu den Öffnungszeiten ihre Hausärztin aufsuchen
konnte, die natürlich gleich wieder Antibiotika verschrieb.
Zuhause lag ungeöffnete Post von der Krankenkasse. Nach Öffnen und
Lesen war meine Mutter total verzweifelt. Die Krankenkasse hatte
genau diese Behandlungskosten abgelehnt, mit der Begründung, dass
diese nicht anerkannt sind und eine herkömmliche Chemo-Therapie
in der Gesundheitsmedizin die besten Ergebnisse brächte! Welch ein
Hohn!
Wir bekamen bereits nach einiger Zeit eine Rechnung der Uni-Klinik
in Höhe von (damals noch) ca. 8.000,- DM und wir streiten bis heute
vor Gericht darum. Die Klage meiner Mutter ist inzwischen zu einer
Sammelklage geworden und der Anwalt stellte ihr in Aussicht, dass
die Angelegenheit bald verjährt sei und somit keine Forderungen
mehr auf meine Mutter zukommen könnten, was ich nicht so ganz glauben
kann, aber bis jetzt den Tatsachen entspricht. Sie wurde einmal
von einer Frau, vermutlich aus dem Rechnungswesen, der Uni-Klinik
angerufen. Sie hatte einen höchst unfreundlichen Ton und drohte
meiner Mutter mit einem Gerichtsvollzieher, aber ohne Urteil bei
Gericht steht bekanntlich kein Gerichtsvollzieher vor der Tür, konnte
ich meine Mutter beruhigen.
Sie war sogar nahe daran, sich auf Ratenzahlungen einzulassen, wovon
ich ihr aber immer wieder abgeraten habe, da es meiner Meinung nach
(und bestimmt nicht nur meiner) nicht richtig sein kann, dass man
so eine Entscheidung in Bochum erst fällt, wenn man weiß, dass diese
OP bereits stattgefunden hatte. Fahrtkosten wurden natürlich auch
nicht erstattet! Wir hatten aber bei Gesprächen mit anderen Patienten
kurz vor dem Eingriff, was die Bezahlung durch diverse Krankenkassen
angeht, durchweg den Eindruck, dass dies nur Bewältigung an Papierkrieg
zu bedeuten hatte.
Danach hatte Sie Monate Ruhe und der Körper erholte sich langsam
wieder. Die silbergrauen Haare (wirklich ein richtig tolles silbergrau)
waren zu einer jugendlichen Kurzschnittfrisur gestylt, sie konnte
wieder Ihre Speisen abschmecken und sie fuhr mit meinem Vati in
Urlaub an die See.
Artig nach einem halben Jahr war die Nachuntersuchung fällig und
abends am Telefon, als ich sie anrief, brauchte ich durch ihr Weinen
erst gar nicht zu fragen, was das Ergebnis war. Also wieder 11 Chemo,
diesmal mit einem Herzmittel (Herzepatin o.ä.?), was sie besser
als die herkömmliche Chemo vertragen solle. Übrigens - angesetzt
waren immer 12 Chemo`s, aber meine Mutter war beim ersten, wie auch
beim zweiten Mal so entkräftet, dass man ihr die 12. Chemo nicht
mehr gab. Von wegen besser verträglich: Das zusätzliche Herzmittel
zeigte solche Wirkung, dass sie kaum noch eine Treppe heraufkam
und sich mehrmals am Tag einfach etwas hinlegen musste, weil sie
das Gefühl hatte, gleich würde sie ohnmächtig. Eine zweite Perücke
durfte sie beantragen und den zweiten Spezial-BH, welch` eine Ehre!
Das weiße in den Augen war ständig blutrot unterlaufen, wie von
geplatzten Äderchen und auch die Finger- und Fußnägel fielen ab!
Sobald sie gegen die Fingerkuppen stieß (und das passiert ja gerade
dann, wenn man besonders aufpassen will), hatte sie vor Schmerzen
oftmals Tränen in den Augen.
Immer häufiger bei den Terminen, an denen ihr die Chemo´s verabreicht
wurden, sprach man davon, dass man sie evtl. in Hannover an der
Leber "operieren" sollte.
Mehrfach fuhr ich (da ich inzwischen von Hamm/Westf. - dort wohnen
meine Eltern - nach Hamburg umgezogen war) sie besuchen und machte
den Frühjahrs- oder Weihnachtsputz, d.h. alle Fenster, alle Gardinen,
alle Gläserschränke und alles was den beiden halt schwer fiel. Dort
eine Glühbirne auswechseln ("ich trau mich nicht mehr auf die Leiter"),
dort Schrauben festziehen (selbst mein Vater, der 10 Jahr älter
ist als meine Mutter, war manchmal keine große Hilfe), alles wurde
wacker an einem Wochenende erledigt.
Mitte letzten Jahres kam noch eine Gürtelrose hinzu. Dies passiert
häufig, wenn der Körper keine Abwehrkräfte mehr besitzt, sagte man
ihr. Sie war sehr schmerzhaft, weshalb sogar die Chemo für Wochen
unterbrochen werden musste.
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Inzwischen war es Weihnachten 2002
geworden und Silvester kamen sie zu uns nach Hamburg mit der Bahn
und blieben einige Tage. Da mein Vater aber, als pensionierter Bergmann,
starkes Asthma hat und bei uns Katz und Hund Zuhause sind, kann
er es nie lang bei uns aushalten.
Gleich zu Beginn diesen Jahres
musste sie wieder ins CT (wenn der Körper immer wieder diesen Strahlungen
ausgesetzt wird, das kann doch auch nicht richtig sein - oder?)
und man stellte neue Karzinome fest. 6 Chemo`s sollten erst einmal
reichen und dieses Mal würde man ihr auch nicht das Herzmittel dazu
geben! Warum also nicht gleich so?
Nach diesen 6 Chemo`s war wieder das CT angesagt und sie bekam wochenlang
kein Ergebnis genannt. Als sie anrief, sie nach Tagen endlich ihre
behandelnde Ärztin erreichte, teilte man ihr mit, dass man bei den
Aufnahmen etwas "nicht richtig" gemacht hätte, nur die halbe Leber
auf den Bildern sei und sie müsse nochmals zum CT kommen. Diese
zuständige Ärztin nannte ihr bei diesem CT-Termin einen Professor,
zu dem sie unbedingt mal für ein Gespräch fahren solle. Ich machte
mich im Internet schlau und erfuhr so, dass dieser Professor eine
Kapazität auf dem Gebiet von Krebspatienten ist, seine kleine Klinik
ganz in der Nähe meiner Eltern. Ich überredete meine Mutter, diesen
Professor aufzusuchen, weil sie sich verständlicherweise erst einmal
sträubte, da sie nicht wusste, ob diese Kosten von der Krankenkasse
übernommen werden.
Gut, dass ich sie überreden konnte, denn sie wollte dies eigentlich
erst nach ihrem geplanten Urlaub tun, denn nachdem der Professor
sie untersucht hatte, sagte er ihr wortwörtlich: "Gut, dass sie
vor ihrem Urlaub gekommen sind. Ihre ganze linke Leberhälfte ist
voller Karzinome! Wenn sie erst nach ihrem Urlaub gekommen wären,
hätte ich nichts mehr für sie tun können!" Warum - verdammt noch
eins - hat ihr niemand im örtlichen Krankenhaus gesagt, wie es um
sie bestellt ist?
Er hatte folgendes vorzuschlagen: Sie bekommen bei mir einmal wöchentlich
eine herkömmliche Chemo, bis man sie in Frankfurt operieren kann.
Dort wird man Ihnen einen Port an der Oberschenkel-Aorta legen,
der durch den Körper bis direkt an die Leber geführt wird. Dann
bekommen sie bei mir täglich eine Chemo, die direkt nur die Leber
betrifft und den Körper ansonsten schont.
Als meine Mutter hörte, dass dies in Frankfurt ausgerechnet in der
Uni-Klinik passieren sollte und dort stehen ja die Kosten der ersten
OP noch offen, wollte sie nichts davon wissen und es kostete mich
viel Überredung, sie dazu zu bewegen, mit der Krankenkasse abzuklären,
ob wenigstens dies von der Krankenkasse übernommen wird. Siehe da
- ja!
Am 28. Mai war der OP-Termin und meine Eltern (mein Vater war die
Begleitperson) fuhren mit der Bahn nach Frankfurt. 11.00 h war OP-Termin,
15.00 h kam sie endlich an die Reihe. Mein Vati (hoch zuckerkrank)
fuhr bereits mit einem Taxi zu einem Hotelzimmer, dass ich vorher
für sie reserviert hatte.
Man vereiste die betreffende Stelle ein wenig und es dauerte lange,
lange, bis der Port verlegt war. Als meine Mutter den Arzt zwischendurch
fragte, ob alles normal verlaufen würde, bekam sie als Antwort:
"alles bestens, bestens!"
Gegen 22.00 h konnte sie das Krankenhaus verlassen und fuhr ebenfalls
mit einem Taxi zum Hotel, wo mein Vater auf sie wartete. Sie war
in eine Art Korsett gewickelt, dass man ihr erst den nächsten Morgen
bei der Nachuntersuchung wieder abnehmen würde.
Am anderen Morgen konnte sie bereits um 8.00 h zur Nachuntersuchung,
da die Rückreise für 11.00 h gebucht war. Bei der Nachuntersuchung
war ein anderer Arzt, der mehrfach versuchte jemanden telefonisch
zu erreichen und als er mit jemandem hatte sprechen können, machte
er meiner Mutter die Offenbarung: "Diesen Port können wir nicht
drin lassen. Er liegt nicht gut. Wenn wir ihn drin lassen, wird
die Chemo ihre Milz und ihren Magen angreifen, also ziehen wir ihn
wieder heraus." Dies machte man bei meiner Mutter ohne Betäubung!
Sie hat immer wieder vor Schmerzen laut gestöhnt und gefragt, ob
das noch lange dauert. Dies wurde verneint, dauerte dann aber doch
fast 1 Stunde! "So - und nun muss die Wunde noch genäht werden!"
"Ja" sagte meine Mutter "aber nicht mehr ohne Betäubung!" "Natürlich
nicht!" sagte der Arzt, der für das Nähen zuständig war. Nach dem
Nähen hieß es: "Und nun wollen wir Ihnen mal ein Bett besorgen"
worauf meine Mutter entgegnete "das geht nicht, um 11.00 h geht
unser Zug!" "Nein, das geht nicht, sie müssen hier bleiben, bla,
bla, bla - aber wenn nur auf eigene Verantwortung!" (wie soll sie
diese Sachlage beurteilen, um verantwortlich zu handeln? Hä?) und
schon schob man sie auf einem Krankenbett bis zum Taxi, dann musste
sie ja doch aufstehen!
So etwas hirnrissiges! Sie solle das Bein nicht belasten und die
Aorta nicht knicken, d.h. entweder stehen oder liegen, falls das
nicht geht, das andere Bein belasten. Dies erzählt man einer krebskranken
Frau, die sich dann mit der Bahn 4 Std. auf den Weg nach Hause macht!
Und da alles noch schlimmer kommen muss: Der Zug fuhr ihnen vor
der Nase weg und ein Schaffner meinte, dass man auch den Zug auf
dem nächsten Gleis nehmen könnte, was sie auch taten. Dort hatten
Sie dann natürlich noch während der Fahrt eine heftige Diskussion
mit einer Schaffnerin, die sich anscheinend profilieren wollte,
so dass das ganze Abteil es mitbekam und letztendlich aber doch
nichts weiter passierte.
Als sie gegen 15.00 h Zuhause eintrafen, mussten sie beide sich
erst einmal hinlegen. Später rief sie mich an, um mir genau dieses
alles zu erzählen. Ich hinterfragte zwar alles genau, aber nur das,
was sie verstanden hatte, konnte sie mir weitergeben und ich hier
niederschreiben.
Ich fragte, ob man diese OP nicht zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen
könne. Sie antwortete nein, weil dieser Port nie genau die Leber
treffen wird. Dies sei kein Fehler der Ärzte bei der OP. Bei wenigen
Menschen funktioniert das nicht und sie gehöre anscheinend dazu.
Also sagte sie erst einmal die Chemo`s bei dem Professor ab, erzählte
von der fehlgeschlagenen OP und wollte von ihm wissen, wie es nun
mir ihr weitergehen soll. Er antwortete, dass er sich nun aber mal
richtig was einfallen lassen müsse und er ruft nochmals in Frankfurt
an und lässt sich alles genau erklären.
Man fuhr verkürzt in den Urlaub,
wieder an die See. Sie rief mich an und sagte mir, dass sich die
Wunde entzündet habe und sie aus der Apotheke entsprechende Salbe
bekommen hätte, die aber nicht genutzt hätte. Ich riet ihr, einen
örtlichen Arzt aufzusuchen, was sie auch tat. Er verschrieb ihr
eine Cortison-Salbe. Als wir sie aus dem Urlaub abholten (22.6.03)
und ich das sah, bekam ich einen Schreck. Die Wunde selbst war genäht,
die Fäden gezogen und ca. 5 cm lang. Aber im Umkreis von 20 cm rundherum
waren dunkelrote Bläschen, die aufgequollen waren. Angeblich kann
das mal vorkommen, wenn man eine Wunde hat und gerade erst Chemo
bekommen hat - oder vielleicht ist es auch nur eine "Pflaster-Allergie"
- aber die Pflaster hatten nie die Größe, wie die Ausmaße der Bläschen!
Heute, 23. und 24.06. werden sie bei uns verbringen. Leider müssen
wir beide arbeiten, aber sie beschäftigen sich schon im Garten (d.h.
Blümchen gießen und Hund streicheln, usw.) Abends sind wir zum Grillen
eingeladen und hoffen nur, dass das Wetter mitspielt, keine weiteren
gesundheitlichen Probleme (z.B. bei meinem Vater mit seinem Asthma)
auftreten und wir den Abend (so lange er dauern darf) genießen können.
Am Mittwoch wollen sie nach Hause fahren und meiner (wirklich ein
lieber) bringt sie mit seinem Auto auf die Bahn, so dass sie schon
alle Autobahnkreuze hinter sich haben und nur noch geradeaus müssen
und fährt dann verspätet zu seiner Arbeitsstelle.
Sie will dann beim Professor anrufen und sich von ihm Papiere zu
ihrem bisherigen Krankenhaus schicken lassen, denn die müssen ja
wieder auf den aktuellen Stand ihrer Erkrankung gebracht werden.
Dann will sie sich nach der Untersuchung dort evtl. doch wieder
einen Port über dem Busen legen lassen, da dies jetzt die letztmögliche
Variante ist.
Wenn der Professor auch nur noch herkömmliche Chemo`s geben kann,
kann sie sich diese auch im örtlichen Krankenhaus geben lassen und
hat nicht die langen Wege, die Stunden kosten, vor sich.
Inzwischen schreiben wir den 12.07.03
und es sind wieder keine guten Neuigkeiten: Das Ergebnis im Krankenhaus
und der CT haben ergeben, dass im rechten Leberlappen 3 und neuerdings
auch der linke Leberlappen mit einem Karzinom betroffen ist, was
bedeutet, dass man ihr wieder Chemo`s geben will.
Meine Frage hierzu liegt doch auf der Hand: Warum hat man sie erst
in Urlaub fahren lassen, hat ihr gesagt, ihr Körper müsse
sich auch mal regenerieren, um dann festzustellen, dass dieser Krebs
viel zu schnell hat weiter wachsen können, so dass jetzt auch
die zweite Leberhälfte betroffen ist.
Bereits in der letzten Woche unterzog
sich meine Mutter einer weiteren Chemo-Behandlung. Diese, nun völlig
neue, und erst von 4 Patieten im Krankenhaus angewandte Methode,
sei wirkungsvoller, würde den Körper aber nicht so belasten. Aha
-
Wöchentlich einmal gibt es in der
ersten Woche eine starke, in der zweiten eine mittlere und in der
dritten Woche eine schwache Chemo - dann eine Woche Pause und der
Zyklus beginnt noch einmal von vorn. Dann wird ein neues CT erstellt
und dann würde man ja weitersehen.....
Diese neue Chemo zeigt in der zweiten
Woche die gleichen Auswirkungen, wie die bislang verabreichten.
Der Körper ist völlig ermattet, Sie hat einen bitteren Geschmack
im Mund, Sie kann danach zwei Tage lang nicht auf die Toilette und
bekommt damit Sie Stuhlgang hat Mittelchen vom Krankenhaus, die
auch kaum etwas bewirken.
Bereits in der letzten Woche unterzog
sich meine Mutter einer weiteren Chemo-Behandlung. Diese, nun völlig
neue, und erst von 4 Patieten im Krankenhaus angewandte Methode,
sei wirkungsvoller, würde den Körper aber nicht so belasten. Aha
- Wöchentlich einmal gibt es in der ersten Woche eine starke, in
der zweiten eine mittlere und in der dritten Woche eine schwache
Chemo - dann eine Woche Pause und der Zyklus beginnt noch einmal
von vorn. Dann wird ein neues CT erstellt und dann würde man ja
weitersehen..... Diese neue Chemo zeigt in der zweiten Woche die
gleichen Auswirkungen, wie die bislang verabreichten. Der Körper
ist völlig ermattet, Sie hat einen bitteren Geschmack im Mund, Sie
kann danach zwei Tage lang nicht auf die Toilette und bekommt damit
Sie Stuhlgang hat Mittelchen vom Krankenhaus, die auch kaum etwas
bewirken.
Man, was war das im August 2003
für eine Hitze! Mutti bekam ihre wöchentliche Chemo - und einmal
musste es ja schief gehen! Die Venen sind durch die ständigen Chemos
dermaßen angegriffen, dass sie kaum noch zu finden sind und so muß
wohl eine Schwester nur etwas unachtsam gewesen sein und es muß
etwas daneben gegangen sein, denn tags darauf hatte meine Mutter
einen fürchterlich dicken Arm, der ganz heiß, aufgequollen und rot
war. Außer Salbe und Kühlung (und das war bei 35 Grad Hitze ja wohl
kaum möglich) passierte nichts - doch - als Sie einen Tag vor der
wöchentlichen Chemo Blut abgenommen bekam, waren die Leukozyt-Werte
so schlecht, dass man ihr keine Chemo geben konnte. Unter 1.000
lagen sie und bei 3.000 oder weniger, kann es der Körper anscheinend
nicht verkraften! Sie beriet sich mit einer Ärztin und man einigte
sich darauf, dass in der darauf folgenden Woche erneut ein Port
verlegt wird, dieses Mal auf der anderen Brustseite und man sie
im Krankenhaus über Nacht behält und gleich am nächsten Tag die
Chemo über den Port gibt. Die Schwellung war unter der Woche bereits
fast ganz zurückgegangen, beim Blutabnehmen ergab der Wert auf einmal
über 5.000 !!! Und so wurde sie montags operiert. Ob man den Port
auch richtig verlegt hatte, wollte man durch eine Röntgenaufnahme
sicherstellen. Dabei sah man auf einmal dunkle Schatten auf der
Lunge und behielt sie da, damit man am nächsten Morgen die Aufnahme
wiederholten konnte. Dieses war natürlich wieder eine Nacht ohne
viel Schlaf, denn als mein Vater mich anrief und mir dies erzählte,
hatten wir beide eigentlich den gleichen Gedanken und die aufmunternden
Worte aus dem Kranken-haus: "Nun machen Sie sich mal nicht verrückt
- wir gucken morgen noch mal genau" halfen uns beiden auch nicht
gerade. Bei der zweiten Aufnahme war jedoch auf einmal alles in
Ordnung, sie wurde nach der Chemo-Abgabe entlassen und wir haben
diesen Gedanken schnell aus unserem Kopf verbannt. Zwei Tage später
hatte sie roten Ausschlag oberhalb des Ports, der ähnlich nässte,
wie der Ausschlag, den sie bekommen hatte, als man in der Frankfurter
Uni-Klinik ihr den Port hat setzen wollen. Aber außer einer Salbe
und dass man sich das nicht erklären kann, passiert hier auch wieder
nichts. Aber sie plant schon wieder fleißig! Es soll nochmals in
diesem Jahr in Urlaub gefahren werden. Wenn diese Termine vorbei
sind, geht`s direkt ab ins schöne Sauerland!
Mittwoch, 15. Oktober 2003: Das
Datum hat sich in mein Hirn "gebrannt". Abends rief ich meine Mutter
an, die im Laufe des Tages ihre große Untersuchung hinter sich gebracht
hat und wollte Ergebnisse wissen, aber nicht diese: Unter Weinen
wollte Sie zuerst gar nicht reden, weil Sie uns unseren Wochenendtrip
nach Berlin nicht verderben wollte; dann rückte Sie langsam mit
den schrecklichen Wahrheiten heraus: Der linke Leberlappen ist verloren
und der rechte ist ebenfalls voller Karzinome! Sie würde keine Chemo
mehr bekommen, sondern nur noch schmerzstillende Mittel und man
sagte Ihr in aller Deutlichkeit, dass Sie höchstens noch 3 Monate
zu leben habe! Als Sie fragte, ob man nun gar nichts mehr machen
kann, bekam Sie vom Arzt als Antwort: "Was wollen Sie? Sie haben
doch noch schöne 4 Jahre gehabt"...... wäre ich dabei gewesen, hätte
ich ihn geohrfeigt!!! Ihr wird eine Hospiz-Schwester zugeteilt und
vielleicht bekommt Sie die Pflegestufe 1 durch, damit Sie von dem
Geld eine Putzfrau ordern kann. Die Schwester wird 1 x wöchentlich
nach ihr sehen - ansonsten sind mein Vater und meine Mutter auf
sich allein gestellt! Ich habe das Telefonat mehr oder weniger abgebrochen
und als Vorwand gesagt, dass meine beiden Männer gerade wiederkommen
und ich auflegen muss, um die Tür zu öffnen, was aber nicht stimmte.
Es hat mich einfach nur umgehauen! Okay, der Tag musste ja irgendwann
kommen, wenn es nicht in den Griff zu kriegen war, doch habe ich
diesen Gedanken immer wieder verdrängt, weil es sicherlich noch
andere Möglichkeiten gibt, bevor es hoffnungslos wird - habe ich
mir alles nur so gedacht! Darum traf es mich einfach so unvorbereitet!
Wie wäre es gelaufen, wenn ich vorbereitet gewesen wäre? Ich weiß
es nicht. Ich habe versucht mich zusammenzureißen, da der Sohn meines
Lebensgefährten bei uns war und er mit 8 Jahren nicht damit belastet
werden sollte, aber es ist mir kaum gelungen. Als er dann schlief,
habe ich stundenlang geweint und geredet, geredet und geweint und
selbst mein Lebensgefährte, ein stattlicher Kerl mit 130 kg, verbrauchte
mit mir zusammen die letzten Taschentücher. Das schlimme daran ist
für uns beide, dass wir sooooo zur Untätigkeit verdammt sind, wir
können NICHTS, aber auch gar NICHTS tun! Der Wochenendtrip nach
Berlin verlief dementsprechend verhalten; die Gedanken schweiften
doch immer wieder ab - was machen die beiden Zuhause jetzt gerade?
Als ich Montag, den 20. Oktober 2003 abends von der Arbeit kam,
standen 3 wunderschöne, rote Rosen in einer langstieligen Vase auf
dem Esszimmertisch. Ich hatte unser 3-jähriges vergessen! Abends
habe ich angerufen. Irgendwann musste ich es ja tun. Zuerst hatte
ich Mutti dran - sie klang heiser. Ich fragte, was sie am Wochenende
gemacht hätten. Nichts besonderes, mal eine Stunde spazieren gewesen,
aber ansonsten nur auf der Couch gelegen, denn sie fühlt sich so
schwach. Hatte kurz vor meinem Anruf das Mittagessen wieder erbrochen
und sagte, als wenn es das normalste der Welt ist: "Ich muss aber
noch nicht jeden Tag brechen....". Ich versuchte so beiläufig wie
möglich zu fragen, ob ich denn mal runterkommen solle, ich hätte
doch noch genug Urlaub übrig. "Ja, wenn Du für mich putzen könntest,
aber essen machen müsste ich auch selbst, denn sie hat nicht mehr
so den Hunger und abschmecken kann sie auch nicht mehr. Ich habe
gesagt, dass ich alles putzen werde und die beiden mit etwas leckerem
bekochen werde. Das Wochenende KW 46 habe ich vorgeschlagen, weil
dann der Sohn meines Lebensgefährten da ist und die beiden Männer
etwas allein unternehmen können und ich würde mich bereits am Donnerstag,
den 13.11.03 in die Bahn setzen und erst Sonntag gegen Abend zurückkommen.
Dann fing sie wieder an zu weinen und gab mir Vati, der sagte, dass
ich unbedingt herunterkommen muss, weil sie mir zeigen müssen, wo
die Papiere und das Geld liegt und man muss doch alle wichtigen
Dinge besprechen. Vati und ich haben gemeinsam am Telefon herumgeheult
und er hat folgendes gesagt, was mir Angst macht: "Vielleicht geh
ich ja noch vor Mutti. Weiß man`s? Ja, das Leben muss weitergehen,
das ist der Lauf der Dinge". Ich habe ihn gebeten, sich bitte, bitte
zusammenzureißen und sich ja nicht vor Mutti hängen zu lassen. Er
versprach es mir, aber allein "mir fehlt der Glaube". Ob ich die
Porzellan-Figuren (ca. 1 m groß) in Form eines Tigers und eines
Panters haben will. Hilfe - Sie fangen schon an aufzuräumen!
So plant sie momentan..... .... mit 66 Jahren - da fängt das
Leben an - mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran - mit 66 Jahren
ist lange noch nicht Schluss - mit 66......
Mein bisheriges Resümeé und daraus resultierende Fragen:
Was muss denn noch alles schief laufen, bis dieser arme, geschundene
Körper irgendwann aufgibt?
Weiß jemand von anderen Methoden (auch bezahlbaren?)
Hat jemand, der dieses hier liest, das Wissen, um mich als sorgende
Tochter "vollends" (also auch schonungslos) aufzuklären?
Hat jemand Erfahrungen in gleicher
oder ähnlicher Hinsicht, was die Krankenkassen angeht?
Eins ihrer Enkelkinder verkaufte ihr immer wieder teure "Aloe Vera"-Trinkprodukte,
die angeblich helfen sollen - stimmt das?
Liege ich da so verkehrt mit meiner Meinung, dass dies alles einem
Privatpatienten nicht geschehen wäre?
Wer jetzt soviel Zeit aufgewandt hat, um alles dies hier zu lesen,
sollte vielleicht kurz antworten (aber bitte keine Mitleidsbekundungen
- es gibt bestimmt schlimmere Fälle - aber von denen will "ICH"
gar nicht erst wissen!) und/oder diese Homepage weiter verbreiten.
Danke für Eure Aufmerksamkeit
Angy
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